Journalismus macht Schule 2021

Wie informieren sich Schülerinnen und Schüler über all das, was wichtig ist - bei ihnen in der Region,
aber auch weltweit? Viele Studien belegen, dass die "etablierten" Medien bei den Jugendlichen nur noch
einen geringen Stellenwert beim Nachrichtenkonsum haben. Relevanter ist für sie, was sie im "Netz"
so alles finden. Dabei geht vieles von dem verloren, was seriösen Journalismus auszeichnet - sorgsame
Recherchen, Überprüfung von Fakten, Einordnung von Ereignissen oder Unabhängigkeit von Redaktionen.

Wie erleben Lehrerinnen und Lehrer diese veränderte Mediennutzung an ihren Schulen? Was unternehmen
Vertreter der "etablierten" Medien, um auf sich aufmerksam zu machen? Was können Journalistinnen und
Journalisten tun, um Jugendliche über ihre Arbeit zu informieren? Eine Arbeit, die für eine funktionierende
Demokratie so wichtig ist, gerade in Zeiten, in denen Fake News und Verschwörungstheorien allzu oft den
politischen Diskurs bestimmen. Was also können alle gemeinsam tun, wie kann man sich gegenseitig unter-
stützen? Darum geht es bei diesem Eröffnungspanel zur (digitalen) Konferenz zum Thema Medien- und
Nachrichtenkompetenz an Schulen.

Nahezu alle Verlage und Sender stehen vor der gleichen Herausforderung: Wie erreichen wir für unsere
journalistischen Produkte die jüngeren Zielgruppen. Denn egal ob Zeitungen, Magazine oder TV-Formate -
alle wissen, dass ihre Leser:innen oder Zuschauer:innen immer älter werden, die Erreichbarkeit von Jüngeren immer schwieriger wird. Was also kann man tun? Müssen es andere Themen sein? Muss es eine andere Dramaturgie sein? Müssen sich die Texte ändern? Soll alles kürzer sein? Und überhaupt - muss nicht die gesamte Anmutung besser,verständlicher und jugendgerechter werden?

Darüber sprechen in diesem Workshop zwei Kolleginnen, die mit ihren journalistischen Angeboten erfolgreich
sind bei denen, die von anderen Medien allzu oft nicht mehr erreicht werden. Antje Kießler und ihr Team
haben es geschafft, dass Inhalte der Tagesschau bei TikTok ein Publikum erreichen, dass die linear
ausgestrahlte Tagesschau niemals erreichen würde. Was ist das "Erfolgsgeheimnis"?

Isabell Beer arbeitet bei FUNK, dem öffentlich-rechtlichen Format für jüngere Menschen. Auch hier werden
viele journalistischen Angebote erstellt, die diese jüngeren Zielgruppen erreichen. Was muss man dafür
leisten, was können andere davon lernen?

Wem soll ich glauben bei Corona? Was bringt vegane Ernährung? Wie schlimm ist der Klimawandel wirklich?

Schülerinnen und Schüler sprechen oft über solche Fragen. Es sind Fragen mit naturwissenschaftlichem Hintergrund. Wer sie beantworten will, sollte zumindest eine Ahnung davon haben, welchen Informationen zu trauen ist. Und wie man sie findet. Schülerinnen und Schüler benötigen dafür eine Fähigkeit, die im Klassenraum selten vermittelt wird: die so genannte Quellenbewertungskompetenz im MINT-Bereich.
Um diese Kompetenz zu vermitteln, entwickelt ein Team der TU Dortmund derzeit den „Faktendoktor MINT“: mehrere Ein-Tages-Module, die MINT-Lehrkräfte in ihren Unterricht integrieren oder für eine Seminarwoche nutzen können; ebenso sind die Lehrmodule in Jugendhäusern und Bibliotheken verwendbar. Die Jugendlichen lernen dabei Strategien, wie sie bei strittigen Themen mit naturwissenschaftlichem Bezug zu einer eigenen, fundierten Meinung gelangen können. Nicola Kuhrt betreut das Projekt.

Der „Faktendoktor MINT“ ist eines von drei Unterrichtsmodulen, die mit Unterstützung der Telekom-Stiftung im Projekt „Qapito! Quellen sicher erschließen“ entstehen. Zu den Modulen für Lehrkräfte gehören auch Präsentationen, Handbücher und Arbeitsblätter, die die Ruhr-Universität Bochum entwickelt hat, außerdem ein App-basiertes Lernspiel für die Bewertung alltäglicher Online-Quellen. Als Sprecherin der Telekom-Stiftung hat Andrea Servaty an der Konzeption des Stiftungsprojekts mitgewirkt.

60 Kinderaugen, 90 Minuten Zeit, und dann geht's los. Wie schaffen es Journalist:innen, in einem Klassenzimmer ihre Arbeit zu vermitteln? Welche Tools helfen, was ist beim Auftreten zu beachten? Die erfahrenen Coaches Carolin Fromm (NDR) und Fabian Mader (BR) berichten von ihren Erlebnissen und geben Tipps – Lehrkraft Michael Jöde wird zudem erläutern, was aus Sicht von Pädagog:innen sinnvoll und hilfreich ist.

Der Workshop widmet sich der Frage, wie Werkstattgesprächen in den Schulen unterschiedlicher Bundesländern umgesetzt werden, welche Erfahrungen, Tipps und Tricks, aber auch vermeidbare Fehler u.a. in Bayern, Berlin und Brandenburg sowie Hamburg und Schleswig-Holstein bisher gemacht wurden. Wie lässt sich die Vermittlung von Werkstattgesprächen regional und institutionell verankern, welche Partnerschaften haben sich bewährt, was kostet das und wie kann solch ein Projekt evaluiert und wissenschaftlich begleitet werden?

Um Fake News selbst zu erkennen , müssen Schüler:innen verstehen, wie Nachrichten entstehen. In dieser Unterrichtseinheit lernen sie durch Selbsterfahrung: Sie schreiben eine Nachricht, machen Fehler, erkennen Fehler und schulen so ihre Nachrichtenkompetenz.

Werkstattgespräche sind ein guter Türöffner, um Schüler:innen für Nachrichtenkompetenz zu sensibilisieren. Um das Thema nachhaltig im Schulalltag zu verankern, bedarf es jedoch mehr: eine Auseinandersetzung mit Nachrichtenkompetenz muss altersgerecht in Schulcurricula eingearbeitet werden, Schulbücher müssen entsprechende Inhalte aufgreifen und die Vermittlung von Informations- und Nachrichtenkompetenz muss in der Lehrkräfteaus- und weiterbildung ausreichend berücksichtigt werden. Im Workshop werden Fragen rund um die strukturelle Verankerung von Nachrichtenkompetenz aus Perspektive der Lehrkräfte, der Bildungsverwaltung, der Lehrkräftefortbildung und Lehrplanentwicklung sowie von Schulbuchverlagen diskutiert

Es gibt Unmengen an Angebote für Lehrkräfte und Schulklassen. Aber wie kommen sie wirklich in die Schule? Wann passen sie gut in den Unterricht und welche Fehler sollte man besser vermeiden?
Diese Fragen beantworten wir in diesem Workshop und diskutieren mit dem Lehrer Tobias Albrecht, der Journalistin Julia Kuttner und den beiden Journalismus macht Schule Mitgliedern Lie Detectors und SWR.

Zum Abschluss der Konferenz wird es eine Verabschiedung durch Jörg Sadrizinski geben. Im Anschluss daran sind die Teilnehmenden herzlich dazu eingeladen, den Tag auf wonder.me ausklingen zu lassen und sich dort an virtuellen "Tischen" auszutauschen.

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